Zum 100. Todestag von Peter Kropotkin – Grundgedanken des kommunistischen Anarchismus V – Die Ausplünderung des Globalen Südens beenden

Es deutet nichts darauf hin, dass Kropotkin das sich ineinander Verschränken und Verstärken von rassistischer und patriarchaler Herrschaft reflektiert hätte, was Sojourner Truth erstmals 1851 thematisierte. Aber Positionen, wie seine, die Ausplünderung des Globalen Südens zu beenden waren damals in den Arbeiter*innenbewegungen sehr selten.

Insofern unsere ganze bürgerliche Zivilisation auf Ausbeutung tieferstehender Rassen und industriell zurückgebliebener Länder basiert, wird die erste Wohltat der Revolution schon darin bestehen, dass sie diese »Zivilisation« bedroht, indem sie den sogenannten tieferstehenden Rassen sich zu emanzipieren gestattet. Aber diese gewaltige Wohltat wird sich in einer sicheren und beträchtlichen Verminderung der Lebensmittelzufuhr für die westeuropäischen Großstädte ausdrücken.“1 Leider ist seine Sprache teils in der rassistischen Kultur des 19. Jahrhunderts befangen. Aber sie zeigt doch bereits den rassistischen Kern der westlichen Zivilisation.

Der Anarcho-Kommunismus wurde in vielen Teilen der Welt aufgegriffen. Die chinesische ‚The World Society‘ (Die Weltgesellschaft) positionierte sich nah an Kropotkins Ideen. Sie wurde von zwei Chinesen nach einem Aufenthalt in Paris gegründet. Die japanische Anarcho-kommunistische Kukuren (Black Youth League / Schwarze Jugend Liga) vertrat einen agrikulturellen Anarcho-Kommunismus, der stark japanische Traditionen aufnahm.2

Die Ausplünderung des Globalen Südens zu beenden ist angesichts der sozialen und ökologischen Destruktivität dieser Ausplünderung heute wichtiger denn je. Die Revolution, die dies ermöglicht, müssen ‚wir‘ immer noch machen. Kropotkins anarcho-kommunistischer Grundsatz der Dezentralität ist dafür eine wichtige Basis ebenso wie das Prinzip der Freien Verteilung von Wissen und Dingen.

Wie es für Herrschaft heute so typisch ist, dass sie sich in die einzelnen Menschen einschreibt, ist es aber unbedingt notwendig, rassistische Privilegien und Machtverhältnisse zu reflektieren, zu überwinden und sie in ihrer intersektionalen Komplexität zu sehen.

1 S. 90 in: Peter KROPOTKIN: Die Eroberung des Brotes (Orig. 1892; o.J.)

2 vergl. S. 10 – 11 in: Jason ADAMS: Non-Western Anarchisms (o.J.)