Frauentagsdemos: Angriffe gegen Frauen

RadFem Kollektiv Berlin
9. März um 14:50

Gestern waren wir gemeinsam mit Aktivistinnen von Sisters Berlin und der Städtegruppe Berlin / Terre Des Femmes auf der Frauenkampftags-Demo in Berlin, welche vom Bündnis Frauen*kampftag organisiert wurde.

Wir demonstrierten gegen das patriarchale System, in dem Frauen als Objekte behandelt und für die Bedürfnisse und den Profit von Männern und Konzernen ausgebeutet werden. Wir protestierten gegen Sexindustrie, Sexkauf, Pornografie, Lesbenfeindlichkeit und Genitalverstümmelung.

Noch bevor wir uns überhaupt in die Demo einreihen konnten, bekamen wir Probleme mit einigen Ordnerinnen. Erst wollten uns diese den Zugang zur Demo verweigern. Sie meinten, unsere Schilder würden gegen „den Demo-Konsens“, der sich „mit Sexarbeiterinnen solidarisieren würde“, verstoßen. Allerdings hatten wir keine Schilder dabei, die Frauen in der Prostitution angreifen – was uns auch niemals in den Sinn käme, da wir uns für das Nordische Modell einsetzen, das ausdrücklich nur Sexkäufer und Zuhälter kriminalisiert. Dementsprechend richteten sich die Botschaften auf unseren Schildern gegen das System der Prostitution und gegen Sexkäufer.

Die Ordnerinnen riefen dann ziemlich schnell die Polizei, um uns an der Teilnahme zu hindern.

Ironisch und absurd, wie wir finden, Frauen, die sich für die Rechte von Frauen einsetzen, die Teilnahme an einer Frauentagsdemo verweigern zu wollen. Zumal Statements auf der Demo-Orga Webseite nicht auf derartige Ausschlusskriterien hinwiesen, sondern es hieß: „Wir freuen uns über jede_n der/die sich mit uns solidarisiert und an der Demo teilnimmt!”
Als die Polizei erkannte, dass sie keine rechtliche Handhabe gegen uns hatte, konnten wir endlich an der Demo teilnehmen.

Später belästigten und bedrängten uns auf der Demo drei Männer, weil sie meinten, eines unserer Schilder mit der Aufschrift „Lesbians only love pussy“ wäre transphob (Wow, wirklich ein provokantes Statement – gerade für den Frauenkampftag –, dass Lesben Frauen lieben.) Sie meinten, das Schild müsse weg und wir sollten die Demo verlassen. Sie stellten sich direkt mit Körperkontakt vor uns, versuchten uns einzuschüchtern, am Weitergehen zu hindern und schrien uns an. Wir ließen uns von ihnen nicht einschüchtern und gingen weiter. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie von uns abließen.

Kurz vor der Ankunft bei der Kundgebung, wurden wir von mehreren Ordnerinnen aufgefordert, dem Demozug nicht weiter zu folgen, und somit der Kundgebung nicht beizuwohnen.

Währenddessen wurde einige Meter entfernt auf zwei unserer AktivistInnen aus der Demo heraus eine Glasflasche geworfen, die vor deren Füßen zerschmetterte.

Die Ordnerinnen empfahlen uns daraufhin erneut, dass wir die Kundgebung nicht aufsuchen. Um unsere gemeinsam geplante Aktion zum Gedenken an die in Berlin in der Prostitution ermordeten Frauen durchzuführen, suchten wir uns einen ruhigen Ort, an dem nicht mit Angriffen zu rechnen war.

Auch eine weitere Aktivistin, welche bei der Kundgebung Flyer verteilte, die Gender-Transitioning von Mädchen und jungen Frauen kritisierte, wurde körperlich angegriffen und mit einer Flasche beworfen! Zum Glück wurde niemand verletzt!

Es ist unfassbar, dass aus einer Frauentagsdemo Flaschen auf Frauen geworfen werden! Als wir abends von der Frauentagsdemo nach Hause kamen hatten wir mehr Sexismus und mehr Bedrohungen erlebt als an einem durchschnittlichen anderen Tag!

Wir fordern eine Stellungnahme des Orga-Teams inwiefern es dem Demo-Konsens entspricht, dass widersprüchliche Positionen zensiert werden sollen!

Wir fordern eine Stellungnahme der Demo-Orga, ob sie Gewalt an Frauen, die andere Meinungen vertreten, gutheißt und ob sie unsere Schilder gewaltvoller findet, als physische Gewalt gegen Frauen!

Wir fordern vom Orga-Team eine Stellungnahme zu den geschilderten Vorkommnissen. Wir möchten gerne wissen, ob wir uns darauf einstellen müssen, bei der nächsten Frauenkampftagsdemo wieder körperlich angegriffen und angeschrien zu werden.

Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir bleiben!

aus: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=138692724303859&id=101938781312587

auch in anderen Städten: https://femsolid.tumblr.com/post/612127252665221120/im-very-angry-today-yesterday-i-went-to-the