Kunstwettbewerb: Urinal ist bereits da, Farbe kommt, Gewalt gegen Frauen bleibt

Der Staat schafft Räume der Angst, spaltet und bewertet Menschen nach ihrer Verwertbarkeit, weil das nun einmal zu seiner menschenfeindlichen Logik gehört. Es ist seine Politik, die die Menschen knechtet und die die Wirtschaft in ihrem Wahnsinn bestätigt. Und nun soll mit einem bisschen Kunst die Ausbeutung und Gewalt übertüncht werden (nebenbei vermutlich auch davon abgelenkt werden, dass die Freier selbst zum treffsicheren Pissen zu blöde sind). Und natürlich will der Staat keine freie Kunst, wenn wie hier von den Wettbewerbern „Gestaltungsvorschläge, die zusätzliche ungewünschte Graffiti erschweren“ erwartet werden.

Doch wie hilft das den Frauen in der Helenenstraße? Was ist mit ihrer Angst vor den Freiern, den Zuhältern etc.? Für die Bedrüfnisse der Freier ist gesorgt, vor dem Tor pissen, dahinter absamen. Und die Passanten dürfen sich bald über die Kunst freuen oder ärgern. Aber wie es den Frauen in der Helenenstraße geht, darüber machen sich die wenigsten Gedanken, ist ja alles so schön freiwillig und bald so schön bunt.
 
Der Senator für Kultur schreibt einen Wettbewerb aus:
 
Wettbewerb künstlerische Gestaltung im Übergangsbereich vom Steintor zur Helenenstraße (Stadtteil Mitte/Östliche Vorstadt, Ortsteil Steintor)
 
Allgemeines
Der Senator für Kultur führt seit 2018 im Rahmen des Programms von Kunst im öffentlichen Raum und im Zusammenhang mit den vom Bremer Senat im Herbst 2017 beschlossenen Handlungsmaßnahmen für eine saubere und sichere Stadt Kunstprojekte an verschiedenen Standorten im Stadtraum Bremen zur Vermeidung von Angsträumen und gegen Verwahrlosung durch.

… der Eingangsbereich der Helenenstraße wurde zum Steintor hin geöffnet, ein mit runden Löchern versehener rostfarbener Sichtschutz aus Metall aufgestellt und ein umbautes Urinal fest installiert. Die Einhausung des Urinals erfolgte zurückhaltend in Sichtbeton, ergänzt um ein analog zu dem freistehenden Sichtschutz gestaltetes
Sichtschutzelement aus Metall.
 
… Eine Einbeziehung der flächigen Elemente der Einbauten, insbesondere der Sichtbe-
tonflächen des Urinals und ggf. auch der Metallflächen ist ausdrücklich gewünscht. Alle künstlerischen Strategien von Urban Art sind willkommen. Künstler/innen-Kooperationen sind möglich.
 
Realisierungssumme
Für die Realisierung stehen 30.000.- € zur Verfügung.

aus: https://www.staedtischegalerie-bremen.de/fileadmin/user_upload/Wettbewerb_Gestaltung_Helenenstr.-Steintor.pdf