8. März

Ein schönes Graffiti in Solidarität mit den Aktivitäten zum Frauen-Streik-Tag.

Text: „Eine* kann nicht dekolonisieren / ohne zu depatriarchalisieren“

Es stammt von der anarcha-feministischen Gruppe ‚Mujeres creando‘ aus Bolivien. Es ist von 2017.

Gefunden haben wir es auf:

Ak feministische Geografien

Über uns

dort:

Reiter: Rundmail

Nr.76_Juli.2018

Anarchafeminismus.pdf

 

Zum 100. Todestag von Peter Kropotkin – Grundgedanken des kommunistischen Anarchismus IV – Die Herdsklaverei beenden

Wir können Texte von vor 100 Jahren nicht am Stand der Diskussion von heute be- und verurteilen. Vieles, wie die binäre Konstruktion der Geschlechter, wurde damals noch nicht problematisiert.

Kropotkins Theorie beinhaltet die Befreiung der Frauen. Er kritisierte die Rolle ‚der Frau‘ als „das heimische Arbeitstier“.1 „Seien wir uns darüber im Klaren: eine Revolution, die sich an den schönen Worten Freiheit, Gleichheit und Solidarität berauschte und gleichzeitig die Herdsklaverei aufrechterhielte, wäre keine Revolution. Dann hätte immer noch die eine Hälfte der Menschheit, die der Sklaverei des Küchenherds unterworfene Hälfte, gegen die andere Hälfte zu rebellieren.“2 Er erkannte auch die Bedeutung der Care-Tätigkeiten für die Gesellschaft. „»Die Leistungen jedes Einzelnen!« Aber die menschliche Gesellschaft überlebte keine zwei Generationen, sie ginge binnen 50 Jahren unter, gäbe nicht ein jeder unendlich viel mehr, als er in Geld, in »Gutscheinen« oder in Form von bürgerlicher Anerkennung zum Lohn erhält. Das Menschengeschlecht wäre bald ausgelöscht, setzte eine Mutter nicht ihr Leben ein, um das ihrer Kinder zu retten, gäbe nicht jeder Mensch etwas, ohne mit einem Lohn zu rechnen, gäbe er nicht gerade dort etwas, wo er keine Entschädigung erwartet.“3

Bei der Berechnung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit thematisierte er die Abspaltung aber nicht mehr und die Reproduktionstätigkeiten kommen nicht mehr vor. Eigentlich aber ist Kropotkin mit dem Prinzip der Gegenseitigen Hilfe, das Arbeit und Ökonomie überwindet und das Tätigsein in den Mittelpunkt stellt, weiter. Er bräuchte Arbeit nicht mehr berechnen. Aber die reproduktiven Tätigkeiten bleiben für ihn, darüber geriet er mit Emma Goldman in Streit, bei kollektiver Organisierung und geistiger Emanzipation der Frauen, natürliche Aufgabenfelder der Frauen.4

Im Anarcho-Kommunismus gibt es häufiger Autor*innen, die sich positiv auf die Befreiung der Frauen bezogen. Pierre Ramus etwa ergänzte, dass Frauen das alleinige Recht haben über Fortpflanzungsfragen zu entscheiden.5 Louise Michel kritisierte bereits in den 1880er Jahren die Perspektive der Integration in die herrschende kapitalistische Ordnung und lehnte die möglichen Privilegien klar zugunsten einer anarcha-kommunistischen Perspektive ab.6 „Wir sind nicht wenige aufsässige Frauen, die ganz einfach ihren Platz im Kampf einnehmen, ohne erst danach zu fragen. Wir würden sonst bis zum Ende der Weltgeschichte verhandeln.“7

Deshalb wurde der Anarcho-Kommunismus für Anarcha-Feminist*innen wie Peggy Kornegger8 ein wichtiger Bezugspunkt. Kropotkins Ehe- und Privatleben weist dagegen eher traditionell-patriarchale Vorstellungen.9

1 S. 141 in: Peter KROPOTKIN: Die Eroberung des Brotes (Orig. 1892; o.J.)

2 S. 141 in ebenda

3 S. 195 in ebenda

4 vergl. S. 26 in: EDITION ANARCHIA / FAU ÖSTERREICH: Was ist eigentlich AnarchaFeminismus? (2003)

5 vergl. S. 183 in: Pierre RAMUS: Der kommunistische Anarchismus als Gegenwartsziel der sozialen Befreiung (Orig. 1929; 2001)

6 vergl. Antje SCHRUPP: Feministischer Sozialismus (Orig. 1999; o.J.)

7 S. 78 in: Louise MICHEL: Memoiren (Orig. 1886; 1979)

8 vergl. S. 27 – 30 in: Peggy KORNEGGER: Der Anarchismus und seine Verbindung zum Fe…(Orig. 1975; 1979)

9 vergl. S. 23 in: Frederick FUSS: Antifeminismus im historischen Anarchismus (2020)

Zum 100. Todestag von Peter Kropotkin – Grundgedanken des kommunistischen Anarchismus III – Gegenseitige Hilfe und Freie Vereinbarung

Donna Farmer formulierte sehr schön seine Grundannahme: Im Herzen seiner sozialen Theorie stand seine Überzeugung, dass der Wunsch mit anderen zusammenzuarbeiten, um die grundlegenden Notwendigkeiten des Lebens zu sichern, grundlegend charakteristisch für Menschen ist.1

Kropotkin prägte den Begriff Freie Vereinbarung. Die Idee war aber bereits zuvor lebendige Realität. Kropotkin hat aufgezeigt, dass selbst kapitalistische Herrschaftsgesellschaften in vielfältiger Weise auf Gegenseitige Hilfe in relativ freien Vereinbarungen zurückgreifen müssen, um zu funktionieren,2 ja, dass Gegenseitige Hilfe in Freien Vereinbarungen in der Menschheitsgeschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat.3

Sich wirklich entfalten und wirklich frei sein, können Freie Vereinbarungen und Freie Vereinigungen nur in einer Gesellschaft freier Menschen. Frei kann diese nur sein, wenn jede* „die Kooperation aufgeben oder einschränken kann, wenn sie ihren Erwartungen nicht entspricht, […] um auf die Regeln der Kooperation Einfluss zu nehmen.“4 Diese wirkliche Freiheit setzt, so hob Rudolf Rocker hervor, die persönliche Verantwortlichkeit der Einzelnen voraus.5 Freie Menschen bilden so das soziale und re_produktive Geflecht einer freien Gesellschaft.

„ ‚Frei‘ bedeutet hier allerdings keineswegs ‚beliebig‘ oder gar ‚flüchtig‘, sondern aus ‚freiem Willen‘.“6

Wer Lust hat dazu noch ein längeres Gespräch anzuhören den verweisen wir gerne auf den Podcast-Beitrag von sabott 44

https://sabot44.org/audiobeitrage/

Scrollen bis: Freie Vereinbarung & Gegenseitige Hilfe

1 „At the heart of his social theory lay his belief that the essential characteristic of human beeings was their desire to co-operate with others in order to secure the basic needs of life.“

S. 6 in: Donna FARMER: Emma Goldman – a voice for women? (Orig. 1985?; 2011)

2 vergl. S. 142 – 158 in: Peter KROPOTKIN: Eroberung des Brotes (Orig. 1892; o.J.)

3 vergl. ab S. 77 in: Peter KROPOTKIN: Gegenseitige Hilfe (Orig. 1902; 2011)

4 S. 233 – 234 in: Christoph SPEHR: Die Alliens sind unter uns (Orig. 1999; 2015)

5 vergl. S. 83 – 84 in: Rudolf ROCKER: Nationalismus und Kultur, Band 1 (Orig. verfasst 1933; 2015)

6 S. 32 in: Peter GRAU: Kritik der Pflicht – eine Replik (2015)

Zum 100. Todestag von Peter Kropotkin – Grundgedanken des kommunistischen Anarchismus II – Alles für alle – und zwar umsonst

Der ökonomische Kern der Schlussfolgerungen Kropotkins1 lässt sich auf drei  zentrale Aussagen reduzieren: Die Kollektivierung der Produktionsmittel2, die Orientierung an den Bedürfnissen, nicht an der Leistung der Menschen3 sowie, daraus folgend, die Abschaffung des Geldes.4

Nun, es scheint uns, als gebe es auf diese Frage nur eine Antwort: Anerkennen und laut verkünden, dass jeder, was auch immer in der Vergangenheit sein Rang, seine Stärke oder Schwäche, seine Fähigkeiten oder Unfähigkeit, vor allem das Recht zu leben besitzt; und dass die Gesellschaft die Existenzmittel, über die sie verfügt, unter alle ohne Ausnahme verteilen muss. Dies anerkennen, es verkünden und danach handeln!

In einer Weise handeln, dass der Arbeiter vom ersten Tag der Revolution an weiß, dass sich vor ihm eine neue Ära auf tut: dass künftig niemand mehr gezwungen sein wird, unter den Brücken und neben den Palästen zu schlafen; nichts zu essen zu haben, obzwar es soviel Nahrungsmittel gibt; nächst Pelzgeschäften vor Kälte zu zittern. Dass in Wirklichkeit wie im Prinzip alles allen gehöre und dass endlich in der Geschichte eine Revolution stattfindet, die an die Bedürfnisse des Volks Anm. I denkt, ehe sie das Volk seine Pflichten lehrt.“5

Hat eine Gesellschaft den gesamten sozialen Reichtum in Besitz genommen und das Recht eines jeden auf diesen Reichtum feierlich proklamiert, ganz gleich, wie groß der Anteil des Einzelnen an der Produktion des Reichtums gewesen sein mag, dann muss sie zwangsläufig auf jegliche Art von Arbeitslohn, sei es in Geld oder in Arbeitsgutscheinen, verzichten.“6 Erst wenn neben dem Brot auch die Künste und die Wissenschaft allen gemeinsam gehören, wird die menschliche Herdezum Menschengeschlecht‘, sagte Louise Michel.7 In dieser substantiellen Gleichheit sehen die Anarcho-Kommunist*innen die primäre Bedingung der Freiheit.”8

Anm. I: Der Begriff Volk kann nach den Schrecken der Naziherrschaft nicht mehr unreflektiert verwendet werden. Auch dort, wo er, z.B. von nationalen Befreiungsbewegungen, mit emanzipatorischen Ansprüchen verwendet wird, verschleiert er die internen Widersprüche.                                             

Texte Kropotkins sind über 100 Jahre alt und damit nicht gegendert.

1Foto Kropotkins, ca. 1900

2 vergl. S. 26 in: Peter KROPOTKIN: Eroberung des Brotes (Orig. 1892; o.J.)

3 vergl. S. 193 in ebenda

4 vergl. S. 38 ebenda

5 S. 38 ebenda

6 S. 190 in ebenda

7 vergl. S. 168 in: Louise MICHEL: Memoiren (Orig. 1886; 1979)

8 S. 283 in: Emile GAUTIER: Manifest der Anarchisten (Orig. ca. 1882; 1979)

Zum 100. Todestag von Peter Kropotkin – Grundgedanken des kommunistischen Anarchismus I – Sozialrevolutionäre Umwälzung statt Reform

In den letzten Jahren musste die Klimabewegung erfahren, dass Hoffnungen auf  eine konsequente Klimapolitik des Staates enttäuscht werden. Für uns war das keine Überraschung. Bereits Kropotkin schrieb: „Tatsächlich haben sich in unseren Gesellschaften Verhältnisse etabliert, die man praktisch unmöglich ändern kann, wenn man sie nur teilweise attackiert. Die diversen Räderwerke unserer ökonomischen Organisation sind so eng ineinander verzahnt, dass man nicht eins modifizieren kann, ohne sie in ihrer Gesamtheit zu modifizieren; man wird das feststellen, sobald man irgendetwas enteignen will.“1,2 Die ökonomische Rationalität war damals sehr brutal und destruktiv [also zerstörerisch]. Sie hat heute radikalisiert und bewirkt aus der Logik des Systems heraus die Selbstzerstörung der Grundlagen des Lebens auf der Erde.

Heute haben viele andere Herrschaftsverhältnisse, die Kropotkin teils schon andachte im Blick. Leider fällt dabei häufig die Bedeutung der durch Eigentum und Geld aufgerichteten Herrschaftsverhältnisse hinten runter. Dabei schreiben sich Geld und Eigentum den anderen Herrschaftsverhältnissen ein und verstärken sich mit ihnen intersektional. Die Soziale Revolution galt Kroptkin und gilt uns heute als notwendig, um Herrschaft zu überwinden. Um die Produktionsmittel zu kollektivieren ist zunächst „die Expropriation [also Enteignung], die soziale Enteignung der Enteigner3 durchzuführen. Louisa Sarah Bevington gehörte zu den kommunistischen Anarchist*innen, die Kritik des Eigentum sehr scharf formulierten Damit meinte sie ausdrücklich privates, kollektives und staatliches Eigentum. Es macht alle weniger glücklich, weniger frei, weniger Mensch, als eine Gesellschaft, die auf dem Prinzip der freien Verteilung und der Nutzung basiert. Eine solche Gesellschaft aber führt zu Wohlbefinden, Solidarität, Frieden und eine Welt voller Freund*innen.4 Enteignung verwirft für sie Eigentum vollständig und deshalb sagt sie „Ich befürworte Enteignung und freue mich darauf, sie in großem Stil durchzuführen“.5 Das war für Kropotkin und ist für uns definitiv kein Grund, andere Herrschaftsverhältnisse auf ein später zu verschieben.

Ein italienischer Anarcho-Kommunist ergänzte: „Jede Spur von Eigentum zieht notwendigerweise einen Rest von Regierung nach sich, und umgekehrt wird der kleinste Überrest einer Regierung Ausbeutung, Usurpation [also in Besitz nehmen von Eigentum und Macht] hervorrufen, die darauf hinauslaufen, das Privateigentum widerherzustellen.“6

1S. 63 in: Peter KROPOTKIN: Eroberung des Brotes (Orig. 1892; Raubdruck o.J.)

2Cover des Raubdrucks

3 S. 177 in: Peter KROPOTKIN: Soziale Enteignung der Enteigner, in ders.: Worte eines Rebellen (Orig. 1885; 1978)

4 vergl. S. 140 – 141 in ebenda

5 S. 138 in ebenda

6 S. 267 in: Saviero MERLINO: Die Zukunft gehört dem Experiment (Orig. 1892; 1972)

Zum 100. Todestag von Kropotkin – Kropotkin und die Entstehung des kommunistischen Anarchismus

 

Peter Kropotkin (9.12.18428.2.1921) war der Sohn eines russischen Fürsten. Er quittierte 1861 den Militärdienst für den Zaren, studierte Geografie und lehnte 1871 den Posten des Sekretärs der Russischen Geographischen Gesellschaft ab. Er emigrierte in die Schweiz und wurde durch Kontakt zu den anarchistischen Uhrmachern der Jurakonföderation zum Anarchisten. Er ist der wichtigste Denker des Kommunistischen Anarchismus. Seine Beerdigung war die letzte große anarchistische Demonstration nach der russischen Novemberrevolution (Bild).

Auf dem Kongress der italienischen Föderation 1876 traten Malatesta und Cafiero für einen kommunistischen Anarchismus ein. Dieser neue Standpunkt führte zu vielen kontroversen Diskussionen.1 Mit „seine[r] vielbeachtete[n] Rede zum Thema ‚Anarchie und Kommunismus‘ auf dem Jurakongress von 1880 [hat Carlo Cafiero] entscheidend zur allgemeinen Anerkennung des kommunistischen Anarchismus beigetragen“.2 Er ging dabei von der Unzulänglichkeit ökonomischer Gleichheit bei kommunistischen und religiösen Konzepten aus: „Es ist perfekt möglich, ökonomische Gleichheit ohne entsprechende Freiheit zu haben.“3 Cafiero sah in den Erfahrungen der Pariser Commune den Grundstein zur Radikalisierung der Arbeiter*innenbewegung und zum kommunistischen Anarchismus.4

Peter Kropotkin hat 1892 mit ‚Die Eroberung des Brotes‘ eine radikale Kritik am Kapitalismus und an autoritär-kommunistischer Ökonomie formuliert. Damit hat er die theoretische Grundlage für die anarcho-kommunistische Strömung im Anarchismus gelegt. Für Rudolf Rocker gehörten neben Kropotkin, Cafiero und Guillaume zu den wichtigsten Theoretikern des Anarcho-Kommunismus.5

Kropotkins Werk hat uns heute noch viel zu sagen. Andererseits bleibt Kropotkins Vorstellung befangen in Vorurteilen des 19. Jahrhunderts. So sah er die Anarchie als natürliche Gesellschaftsordnung an. Auch sind Kropotkins Vorstellungen sehr ambivalent, was ökologische Fragen angeht.6

Es folgt eine kleine Reihe von Texten zu seinen Vorstellungen von kommunistischem Anarchismus. Dabei wird es um Punkte wie Patriarchatskritik, Beendung der Ausbeutung des Globalen Südens, Dezentralität und Ökologie gehen.

1 vergl. S. V in: Rudolf ROCKER: Vorrede; zu Peter Kropotkin: Die Eroberung des Brotes (Orig. 1919; 1989)

2 S. 221 in: Erwin OBERLÄNDER: Einführung Kommunistischer Anarchismus (1972)

3 It is perfectly possible to have economic equality without having the least liberty.

Carlo CAFIERO: Anarchy and Communism (Orig. 1880; 2011)

4 vergl. S. 230 in: Carlo CAFIERO: Die Aktion (Orig. 1880; 1972)

5 vergl. S. 21 – 22 in: Rudolf ROCKER: [Rede zur] Prinzipienerklärung des Syndikalismus (Orig. 1919; 1971)

6 vergl. S. 158, 161 in: Peter KROPOTKIN: Eroberung des Brotes (Orig. 1892; 1989)

Müll – individuelle Verhaltensänderung reicht nicht, der Kapitalismus muss auf den Müll der Geschichte

Das Nachhaltigkeitstheater

Recycling Das meiste Plastik wird nie recycelt werden. Die Hersteller interessiert das herzlich wenig, die Schuld bekommen schließlich KundInnen zugeschoben
 
Plastik-Recycling ist ein großer Schwindel. Man sortiert sorgfältig seinen Müll, spült pflichtbewusst alle Plastikbehälter aus und dann wird alles sowieso auf eine Mülldeponie geschüttet oder in den Ozean gekippt. In Ordnung, vielleicht nicht alles – aber doch der allergrößte Teil. Nur neun Prozent aller bisher hergestellten Kunststoffe wurden laut einer Analyse vermutlich recycelt. Aber der Clou ist: Die Unternehmen, die das ganze Plastik produzieren, haben Millionen für Werbekampagnen ausgegeben, die uns Recycling erklären, obwohl sie genau wissen, dass das meiste Plastik niemals wiederverwertet werden wird.
Nach einer neuen Recherche des amerikanischen National Public Radio (NPR) und dem Public Broadcasting Service (PBS) wissen die großen Kunststoffhersteller seit Jahrzehnten, dass es unwahrscheinlich ist, dass Plastik je in großem Umfang recycelt werden wird. Das ist nämlich teuer. „Sie hatten nie wirklich Interesse daran, wirklich viel Geld und Mühen in Recycling zu investieren, weil sie neues Material verkaufen wollen“, erklärte Larry Thomas, der frühere Präsident einer der mächtigsten Branchenverbände der Plastikindustrie, gegenüber NPR. Es lässt sich deutlich mehr Geld damit verdienen, neuen Kunststoff zu verkaufen, als das alte Material wiederzuverwenden. Aber, um weiter neues Plastik verkaufen zu können, musste die Branche ihr Verschwender-Image aufpolieren. „Eine Öffentlichkeit, die glaubt, dass Recycling funktioniert, ist weniger besorgt wegen der Umwelt“, sagte Thomas weiter. Und so wurden enorme Ressourcen statt in Recyclingforschung in ein kompliziertes „Nachhaltigkeitstheater“ umgeleitet.

Vielleicht eine der effektivsten Propaganda-Bausteine, die das Großkapital sich ausgedacht hat, um die Last der Bekämpfung der Klimakrise auf den Einzelnen abzuwälzen, ist die Idee des „CO2-Fußabdrucks“. Der Ölkonzern BP machte den Begriff Anfang der Nuller Jahre populär, mittels der „vielleicht erfolgreichsten, irreführendsten PR-Kampagne, die es je gab“, wie sie einmal bezeichnet wurde. Während uns die Öl-Unternehmen aufforderten, uns wegen unseres Kohlestoffverbrauchs zu sorgen, machten sie, ohne auf die Folgen zu achten, was sie wollen: Ein Drittel aller Treibhausgasemissionen steht in direkter Verbindung zu zwanzig großen Herstellern von fossilen Brennstoffen, wie eine Analyse führender Klimaforscher im vergangenen Jahr ergab. Chevron, Exxon, BP und Shell sind für mehr als zehn Prozent der Klimaemissionen der Welt seit 1965 verantwortlich – aber uns hat man erfolgreich weisgemacht, dass wir der Grund der Umweltverschmutzung sind – und wir allein sie stoppen können. Wir müssen nur weniger fliegen und mehr recyceln, dann schafft die Erde es schon. Da ist ja auch etwas dran: Wenn es um die Klimakrise geht, muss es ein gewisses Maß an persönlicher Verantwortung geben. Wir alle müssen unseren Teil beitragen. Aber individuelles Handeln ist ein winziger Tropfen in einem stark verschmutzen Ozean. Für entscheidende Veränderung ist ein Systemwandel nötig. Vor allem müssen sich unsere gesamtgesellschaftlichen Werte wandeln. Am meisten aber frustriert mich an BPs „CO2-Abdruck“-Propaganda, wie clever sie ist. Es gibt so viel Einfallsreichtum auf der Welt – nur dass er immer für die falschen Ziele eingesetzt wird.
 
aus: https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/das-nachhaltigkeitstheater

Im Kapitalismus läuft’s wie gewohnt gut – wer wenig hat, bekommt noch weniger, dann bleibt mehr für die Reichen

Löhne in den unteren Einkommensgruppen schrumpfen stark

Die Coronakrise trifft Niedrigverdiener überdurchschnittlich stark. Laut Statistischem Bundesamt sind ihre Löhne um bis zu 7,4 Prozent gesunken. Allerdings ist das Kurzarbeitergeld dabei noch nicht eingerechnet.
 
Die Coronakrise hat vor allem in den unteren Einkommensgruppen auf die Bruttoentgelte gedrückt. Die Nominallöhne lagen im zweiten Quartal des Jahres 4,0 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Da gleichzeitig die Verbraucherpreise um 0,8 Prozent gestiegen sind, betrug der reale Lohnrückgang sogar 4,7 Prozent. Ein solches Minus hat es seit Beginn der Statistik im Jahr 2007 noch nie gegeben.
 
In den Berechnungen ist allerdings das Kurzarbeitergeld nicht erfasst, das für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Einkommensverluste mindestens teilweise ausgeglichen hat.
 
In den unteren Lohngruppen für ungelernte Arbeitnehmer gingen die bezahlten Arbeitsstunden in der Jahresfrist überdurchschnittlich um 9,8 Prozent zurück, die vom Arbeitgeber bezahlten Löhne sanken um 7,4 Prozent. Für Menschen in leitender Stellung verringerte sich die Arbeitszeit im Schnitt nur um 3,0 Prozent und die Entgelte sanken nur um durchschnittlich 2,0 Prozent.


aus: https://www.spiegel.de/wirtschaft/loehne-in-den-unteren-einkommensgruppen-schrumpfen-stark-a-6685742b-aaae-4c6c-b487-7d032b6ab94e#

Da können die Geringverdiener und Arme ja in Rüstungsaktien investieren, das ist ein todsicheres Geschäft und die Kriegshetze gegen Russland und China wird noch mehr Früchte tragen:

von: 23. September 2020
„Der Welt zufolge will das Kabinett heute den Entwurf für den Haushalt 2021 beschließen, in dem der Militärhaushalt gegenüber diesem Jahr um 485 Mio. Euro auf 45,6 Mrd. Euro steigen soll. Hinzu kommen aber noch die Mittel aus dem Corona-Paket, die von der Welt auf 1,2 Mrd. Euro beziffert werden. Dabei handelt es sich „nur“ um die Corona-Gelder für 2021, insgesamt dürfte die Bundeswehr aus dem Paket im Umfang von 3,2 Mrd. profitieren (siehe IMI-Standpunkt 2020/027).“
aus: https://www.imi-online.de/2020/09/23/kabinett-verteidigungshaushalt/

Staat bescheißt wie stets die Armen

Armut abschaffen: Paritätischer berechnet armutsfesten Hartz IV Regelsatz

Pressemeldung vom 19.09.2020

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat einen armutsfesten Regelsatz errechnet: Bei einer Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze von derzeit 432 Euro auf 644 Euro (für alleinlebende Erwachsene) wäre nicht nur den Betroffenen in ihrer Not wirksam geholfen, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht Einkommensarmut in Deutschland faktisch abgeschafft. Die Paritätische Forschungsstelle rechnet in einer aktuellen Expertise die umstrittenen und auch bereits von anderen Sozialverbänden und den Fraktionen DIE LINKE und Bündnis 90/ Die Grünen kritisierten statistischen Manipulationen im Regelsatz heraus und schlägt eine neue Struktur des Regelbedarfes in der Grundsicherung vor. Die direkten Mehrkosten zur Umsetzung des Vorschlags werden auf 14,5 Milliarden Euro geschätzt.

Die von der Bundesregierung derzeit geplante Erhöhung des Regelsatzes zum Jahreswechsel um lediglich 14 Euro sei viel zu niedrig, um auch nur annähernd bedarfsgerecht zu sein, kritisiert der Verband. „Die bisherigen Pläne der Bundesregierung zur Anpassung der Regelsätze haben nichts mit Armutsbekämpfung zu tun und auch nichts mit redlicher Statistik“, kritisiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. Würde auf statistische Tricksereien und Manipulationen verzichtet, käme auch die Bundesregierung zu deutlich höheren Ergebnissen, wie die vorliegende Studie belegt. „Die Bundesregierung muss endlich ihre umstrittenen Methoden der Regelbedarfsermittlung korrigieren und zu einem Verfahren finden, das sich an der Lebensrealität orientiert.“

aus: https://www.der-paritaetische.de/presse/armut-abschaffen-paritaetischer-berechnet-armutsfesten-hartz-iv-regelsatz/

dazu Tricks:

MONITOR vom 17.05.2018

Hartz IV: Wie die Bundesregierung die Regelsätze niedrig rechnet


Prof. Stefan Sell, Sozialwissenschaftler, Hochschule Koblenz:
„Wenn man sich die tatsächliche Berechnung anschaut, dann stimmt das einfach nicht, was Frau Merkel da sagt, das ist nicht korrekt, sondern das ist eher, so wünsche ich mir das. Aber so wird es nicht gemacht und insofern ist das eine Lüge.“

Denn die Regierung bedient sich einiger Rechentricks. Und die drücken den Hartz IV Satz nach unten.

Rechentrick 1: Ursprünglich bestand die Referenzgruppe tatsächlich – wie Merkel sagt – aus den ärmsten 20 %. Schon 2011 aber wurde sie unter ihrer Regierung einfach verkleinert, bei Erwachsenen auf die ärmsten 15 %. Und die geben im Schnitt natürlich weniger aus. Der Hartz IV-Satz sinkt dadurch um 13,- Euro.

Rechentrick 2: Es gibt viele Menschen, die eigentlich Anspruch auf Hartz IV haben, diesen Anspruch aber nicht geltend machen. Man nennt sie „verdeckt Arme“. Sie müssten eigentlich aus der Referenzgruppe herausgerechnet werden, werden sie aber nicht. Dadurch sinkt der Hartz IV-Satz um weitere 12,- Euro.

Rechentrick 3 – der umfangreichste: Denn nun wird gestrichen. Bei Ausgaben für Verkehr minus 31,- Euro, für Freizeit und Kultur minus 37,- Euro, für Gaststätten und Beherbergung minus 23,-Euro. Und so weiter, und so weiter, bis auf 416,- Euro. Warum? Die Bundesregierung findet, viele der Ausgaben zählten eben nicht zum Existenzminimum und dass die Daten dazu erhoben werden …

Zitat: „bedeutet nicht, dass alle zur Verfügung stehenden Daten vollständig verwendet werden müssen“.

Der Staat spart auf Kosten der Ärmsten, ca. 10 Mrd. Euro pro Jahr. Der Hartz IV-Satz von 416,- Euro – kein Zufall glauben Experten.

Prof. Stefan Sell, Sozialwissenschaftler, Hochschule Koblenz: „Diese Zahl ist vorgegeben worden, die wollte man erreichen. Und durch die statistischen Manipulationen bei der Berechnung hat man diese Zahl erreicht.“

Dass man den Hartz IV-Satz so klein rechnet, trifft aber nicht nur die Ärmsten im Land, sondern auch alle Einkommensteuerzahler. Denn jeder Einkommensteuerzahler hat einen Freibetrag, auf den er keine Steuern zahlen muss. Er liegt bei 9.000,- Euro im Jahr und errechnet sich überwiegend aus dem Hartz IV-Satz. Je höher der ist, desto höher der Freibetrag. Auf fast 11.000,- Euro würde er ansteigen, wenn man den Hartz IV-Satz auf das eigentliche Niveau anheben würde. Und so holt sich der Fiskus auch noch 15 Mrd. Euro zusätzlich vom Steuerzahler.

aus: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/hartz-vier-114.html

Schweizerische Ärztezeitung

Dr. med. Paul Steinmann, Worb

Verdienen wir, Ärzte und Ärztinnen, das Vertrauen unserer Patienten und Patientinnen in Sachen Corona?

Gemäss der Tagesschau vom 28.8.2020 misstraut die Schweizer Bevölkerung betreffend die Corona-«Pandemie» immer mehr dem BR und dem BAG und vertraut dafür eher der Ärzteschaft.

Damit wir uns diesem entgegengebrachten Vertrauen würdig erweisen können, sollten wir uns ein wenig Zeit nehmen, die letzten sechs Monate genauer analysieren und mit der erlebten Praxis-Wirklichkeit vergleichen.

Schnell wird offensichtlich, dass sich die angeblich «steigenden Corona-Fallzahlen» nicht in mehr Corona-Kranken, auch nicht in den Alters- und Pflegeheimen, mehr Spitaleinweisungen oder IPS-Bettenbelegungen oder gar Corona-Toten manifestieren. Alle diese Kurven tendieren seit Monaten gegen null, und das sehen wir auch in unserer Praxistätigkeit. Es gibt auch keine Übersterblichkeit gegenüber anderen Jahren. Weder in der Schweiz noch sonst wo.

Es sind einfach mehr (junge) Menschen, die einen positiven PCR-Test haben, was bei einer starken Zunahme der Tests und der Rate der falsch Positiven völlig logisch ist.

Es lohnt sich, die Meinung von Prof. Beda Stadler zu lesen. Leider fallen immer mehr Kommentare, welche auf diese Diskrepanz hinweisen, der Zensur zum Opfer.

Anfragen zu dieser Diskrepanz beim Kantonsarztamt oder beim BAG werden nicht ­beantwortet, sondern mit einer automatischen Antwort und dem Hinweis auf diverse offizielle Links abgeschmettert. Eine Diskussion wird verweigert.

Dass die Praxis nicht zu interessieren scheint, sieht man auch daran, dass die Corona-Fälle nicht in der bewährten BAG-Sentinella-Statistik geführt werden, obwohl diese genau dafür geschaffen wurde!

Die Konsequenz daraus ist für mich, dass ich mich bemühe, meinen Patienten die teilweise extreme Angst vor einer real nicht existierenden «Pandemie» zu nehmen, mit der unsere zelluläre Immunität schon seit Monaten in den allermeisten Fällen problemlos umgehen kann. Schützen sollten sich wie immer die Risiko­patienten.

Damit verdienen wir uns das Vertrauen unserer Patienten und Patientinnen und nicht als Verstärker einer medial geschürten Massenpanik.

Dazu gehört auch, dass wir erklären, dass eine Maskenpflicht wissenschaftlich auf wackeligen Füssen steht, ebenso wie eine übereilt als Allheilmittel empfohlene Impfung, deren potenzielle Nebenwirkungen im Verhältnis zur möglichen Wirkung absolut unverhältnis­mässig sind und für deren Kosten wir Bürger und Bürgerinnen aufkommen müssen und nicht die Pharmakonzerne.

Bleiben wir unserem Grundsatz treu: primum nil nocere.

Ich wünsche allen Kollegen und Kolleginnen viel Mut beim Schwimmen gegen den medialen Strom von Desinformation.

aus: https://saez.ch/article/doi/saez.2020.19204?fbclid=IwAR0W1tEapzaMe8KtoZYTFNNox4Yz0P74i912HGId21O4E9lQ_kENs9VlD04a?

Gelbwesten

Sie sind wieder da: Die Gelbwesten oder „Macrons Alptraum“. Generalprobe zum Streiktag am 17. September?

Ohne die nicht nur in Frankreich üblichen Zählspiele mitzumachen, ist das Fazit der landesweiten Aktionen am 12. September 2020 genau dieses: Die Gelbwesten sind wieder da. Hunderte hier, Tausende dort – sie bleiben ein politischer Faktor, auch nach dem „lockdown“ (oder vor seiner Erneuerung), dem „confinement“. Auch viele jener, die eher erwartet oder befürchtet hatten, dass sich nur noch „harte Kerne“ mobilisieren ließen, sahen sich angenehmen enttäuscht – dem war nicht so, an vielen Orten wurde eine breite Beteiligung deutlich sichtbar. Was sich im französischen makronitischen Polizeistaat nach wie vor in Quarantäne befindet – sind die demokratischen Rechte, wie etwa Demonstrationsfreiheit. Es ist „normal“ in Paris (nicht von Minsk ist hier die Rede), dass die uniformierten Banden selbst über Rollstuhlfahrer herfallen – und dass verfolgt wird, wer Videos dreht, die das dokumentieren. Siehe zu den Protesten in Frankreich am 12. September acht aktuelle Beiträge – und der Hinweis auf unseren Ankündigungsbeitrag vom 11. September, in dem eine nunmehr weitgehend beantwortete Frage gestellt worden war:

„Das nächste Comeback der Gelbwesten“ von Rudolf Balmer am 12. September 2020 in der taz online externer Link berichtet vom Tage: „… Weder die polizeiliche Repression noch Corona und entsprechende Einschränkungen können die „Gilets jaunes“ daran hindern, auf der Straße für ihre zum Teil sehr unterschiedlichen Forderungen zu protestieren und lautstark ihre Wut über die Arroganz der Staatsmacht zum Ausdruck zu bringen. Das bewiesen die Kundgebungen, die trotz örtlicher Versammlungsverbote und anderer sowohl ordnungspolitisch wie auch zur Epidemiebekämpfung begründeter Restriktionen stattfanden. In der Presse und im Fernsehen wurde dies ein wenig großspurig als „Comeback“ der Gelbwesten angekündigt. Entsprechend massiv war das Polizeiaufgebot vor allem in der Hauptstadt, wo namentlich die Avenue des Champs Elysées, aber auch die Umgebung von Regierungsgebäuden und der Präsidentenpalast Elysée für Demonstrierende zur „No-go“-Zone erklärt worden waren. Mit Kontrollen und Festnahmen von anreisenden Gelbwesten zeigten zudem die Sicherheitskräfte, dass sich an der repressiven Haltung des Innenministeriums nichts geändert hat. Von Beginn an gingen die Beamten gegen Leute vor, die von der offiziell bewilligten Strecke abweichen wollten. In der Nähe des Triumphbogen kam es am Nachmittag rasch zu Zusammenstößen. (…) Umgekehrt könnte man vermuten, dass es Teil einer Kommunikationsstrategie ist, die Revolte und die Forderungen der Gelbwesten in denselben Topf mit „Komplottisten“ zu stecken, um sie so zu diskreditieren. Hingegen machten die Demonstranten in Paris und in den Provinzstädten deutlich, dass in der Covid-Krise die finanziellen Probleme der Menschen mit geringem Einkommen größer sind denn je und der Zugang zu den sozialen Dienstleistungen noch wichtiger und zugleich schwieriger geworden ist. Auf Transparenten waren Forderungen nach erschwinglichen Mieten oder die Ablehnung einer Rentenreform mit einem vor allem für Frauen ungerechten Punktesystem zu lesen…“

aus: https://www.labournet.de/internationales/frankreich/gewerkschaften-frankreich/sie-sind-wieder-da-die-gelbwesten-oder-macrons-alptraum-generalprobe-zum-streiktag-am-17-september/

Zerstörerischer Reichtum: in einer ungleichen Welt, kann er nur auf Raub und Gewalt gründen, insbesondere auf Ausbeutung von Frauen, KleinbäuerInnen, Tieren etc.

„Allein die 25 reichsten Milliardäre der Welt haben ihr Vermögen von Mitte März bis Ende Mai Oxfam zufolge um 255 Milliarden Dollar vergrößert. Wie viel das im einzelnen ausmacht, zeigt das Beispiel von Amazon-Chef Jeff Bezos. Er könnte jedem seiner 876.000 Mitarbeiter einen Bonus in Höhe von 105.000 Dollar zahlen – und wäre immer noch so reich wie zu Beginn der Coronakrise, rechnet die NGO vor.“

aus: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/trotz-wirtschaftskrise-und-staatshilfen-konzerne-schuetten-hohe-summen-an-aktionaere-aus/26173670.html

Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant

Die Tradition des Denunziantentums und der Polizeiwillkür wird in diesem Land gepflegt. Die von einer feigen Person angerufene Polizei hat keinerlei Verstöße hinsichtlich Maskenzwang und Abstandsgebot im Laden feststellen können. Dennoch hat die Polizei von zwei Personen die Vorlage des Personalausweises verlangt sowie bei Ungehorsam Polizeigewahrsam angedroht. Dies geschah, weil die eine Person die zweite Polizistin nicht angeschaut hatte, als diese zu reden anfing und die andere Person ihr Attest nicht bei sich trug. Wir danken den wackeren Dienerinnen der Obrigkeit, dass sie uns Pöbel nicht vergessen lassen, wer die Gewalt im Staat aufrecht erhält.

Und für die wachsamen Eiferer eine kleine Info.

„Diese Personen müssen keine Masken tragen:

Kinder unter 6 Jahren

Kinder in den Grundschulen

Gehörlose oder schwerhörige Menschen und begleitende und kommunizierende Personen

Bei Behinderung, Schwangerschaft oder aus gesundheitlichen Gründen“

Laut der Vierzehnten Corona-Verordnung besteht also für die NutzerInnen keine Verpflichtung einen Beleg, der schließlich persönliche Daten enthält, vorzulegen, da steht noch nicht einmal, dass man einen haben muss. Insofern werden wir auch keine impertinente Fragen stellen.

„Hauptsache Maske!?“

Für Schutzmasken gibt es Normen, die ohne Wenn und Aber bis Ende letzten Jahres eingehalten werden mussten und ohne deren Erfüllung (medizinische) sie in Deutschland nicht verkauft werden durften. Vor einem Jahr wäre es ein Skandal gewesen, wenn Professionelle im Gesundheitsbereich – wie das Robert Koch-Institut (RKI) – zur Verwendung von Masken aufge­rufen hätten, die nicht ein Zertifizierungsverfahren für Medizinprodukte durchlaufen haben und kein CE-Signum tragen. Heute gilt das offenbar ­alles nicht mehr. Selbst unsere Politiker gefallen sich im Tragen von sogenannten Alltagsmasken für den Infektionsschutz.

Wovor Masken schützen

Wie wir als Apothekerinnen und ­Apotheker wissen sollten, werden im Gesundheitsbereich Masken verwendet, um Menschen und Produkte zu schützen. Beispielsweise schützen sie Patienten im OP vor Keimen (nicht Viren!), die von den Ärzten kommen, oder sie schützen die Ärzte bei der Behandlung vor Keimen, die von den Patienten kommen, oder bei der aseptischen Herstellung die Produkte vor Keimen, die von den herstellenden Menschen kommen. Daneben gibt es außerhalb des Gesundheits­bereichs zahllose andere Einsatzgebiete für Masken.

Normen außer Kraft gesetzt

Unabhängig vom Einsatzgebiet mussten bisher alle Masken individuelle Normen erfüllen. Diese Normen zielen einerseits darauf ab, die Funktionalität der Schutzmasken sicherzustellen und andererseits den Anwender vor der Einatmung von lungengängigen Stoffen und Stäuben, die aus den Masken kommen können, zu schützen und die Beeinträchtigung der Atmung auf ein Minimum zu reduzieren.

Seit März ist es nun völlig egal, welche Masken wir (auch in der Apotheke) zum Infektionsschutz verwenden, ob wir die aus der Werkstatt holen, beim Fanclub einkaufen oder selbst nähen – Hauptsache Maske! Schon daraus lässt sich ableiten, dass der Schutz all dieser verschiedenen Masken vor Viren und ihre Wirksamkeit bei der Infektionsübertragung zweifelhaft ist. Da muss man nur den gesunden Menschenverstand einsetzen, es braucht kein Studium der wissenschaftlichen Literatur.

Das große Schweigen

Wieso wird seitens der Experten in diesem Lande zu denen wir, liebe Kolleginnen und Kollegen gehören, dazu geschwiegen; und nicht nur das; es wird sogar proaktiv mitgemacht: Es soll sogar Apotheken geben, die eigene „Alltagsmasken“ anbieten.

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Überwachungsstaat BRD

MONITOR vom 30.07.2020

Informantenschutz ausgehebelt: Angriff auf die Pressefreiheit

Georg Restle: „Und das könnte so ähnlich auch für unser nächstes Thema gelten. Auch hier geht’s um den Abbau von Rechten, von Grundrechten nämlich, vor allem der Pressefreiheit. Stück für Stück wurde dieses Grundrecht in den letzten Jahren eingeschränkt – und jetzt soll es noch ein Stückchen weniger werden. Nach den Plänen der Bundesregierung soll der Verfassungsschutz künftig auch überall da mithören und mitlesen dürfen, wo er das bisher nicht durfte: Bei der verschlüsselten Kommunikation im Internet. Verantwortlich dafür, der Innenminister von der CSU und die Justizministerin von der SPD. Das alles könnte gravierende Folgen haben, nicht nur für die Pressefreiheit. Lara Straatmann.“

Marily Stroux kennt das Gefühl, ganz unbemerkt überwacht zu werden. Die Fotografin wurde vom Verfassungsschutz jahrzehntelang beobachtet. Nur durch Zufall hat sie es erfahren. Rund um die Hafenstraße in Hamburg und auf linken Demonstrationen hat sie fotografiert. Ihre Bilder erschienen in der Taz, in der Zeit, im Stern oder in der New York Times. Der Verfassungsschutz aber hielt die Fotografin für eine potentielle Extremistin.

Marily Stroux, Fotojournalistin: „Der Verfassungsschutz hat 31 Termine genannt und hat behauptet, dass ich da nicht als Journalistin anwesend war, sondern als Privatperson und das wäre die Bestätigung von meine linksextremistische Einstellung. Das ist so ein richtig ekliges Gefühl, wenn andere Leute dich heimlich beobachten. Wie weiß ich, wo das aufhört und wo das anfängt mit dem Beobachten?“

Künftig könnte sie noch weitreichender überwacht werden. Denn nach dem geplanten Verfassungsschutzgesetz soll der Geheimdienst Zugriff auf unsere gesamte digitale Kommunikation erhalten. Begründet wird das Gesetz mit der Verfolgung von Terroristen, doch die Regelungen könnten alle Bürger*innen treffen. Unsere Nachrichten via Whatsapp oder Signal sind verschlüsselt. Nun aber bekommt der Verfassungsschutz eine Spionagesoftware, eine Art „digitalen Spion“. Die Software soll künftig auf die Handys aller Bürger*innen gespielt werden können – unbemerkt. Damit können die Verfassungsschutzbeamten unsere Chatverläufe knacken, sämtliche Nachrichten mitlesen, Sprachanrufe auch per WhatsApp mithören. Das Problem, der Verfassungsschutz kann praktisch selbst entscheiden, wann er aktiv werden will.

Constanze Kurz, Informatikerin und Autorin netzpolitik.org e. V.: „Die Eingriffsschwellen liegen letztlich im Ermessen des Geheimdienstes selbst und der Frage, was er gerade sozusagen an Verdachtsfällen hat oder wo er glaubt, nachforschen zu müssen und welche Interessen er hat. Das ist also nicht so, dass hier ein Richter draufguckt, sondern hier kann der Geheimdienst nach eigenem Gutdünken entscheiden, wann er diese Spionagesoftware zum Einsatz bringt.“

Genau deshalb habe das geplante Gesetz eine ganz neue Qualität. Denn erst war die Software ausschließlich dem Bundeskriminalamt vorbehalten, vor allem zur Terrorabwehr – und nur mit richterlichem Beschluss. Dann erhielt die Polizei die Software zur Strafverfolgung – mit richterlicher Kontrolle. Nun sollen womöglich alle Geheimdienste Zugriff darauf bekommen – ohne Richtervorbehalt. Besonders brisant, für Journalist*innen sieht der Gesetzentwurf keinen gesonderten Schutz vor. Alle Chatverläufe, alle verschlüsselten E-Mails, alle Nachrichten – auch von Informanten – können künftig ausgespäht werden.

Daniel Moßbrucker, Journalist und Experte für digitale Sicherheit: „Es wird erst etwas irgendwo eingeführt als absolute Ausnahme, als ultima ratio, nur in ganz bestimmten Fällen. Und wenn es erst mal da ist, bekommen immer mehr Behörden für immer mehr Dinge diese Befugnis. Das heißt, die Schwelle, es einzusetzen, sinkt immer weiter und in Zukunft sollen eben deutsche Geheimdienste deutsche Redaktionen abhören und ihre Verschlüsselung knacken. Das ist schon eine völlig neue Dimension.“

Panama Papers, Football Leaks oder die Ibiza-Affäre – bei allen großen investigativen Enthüllungen der letzten Jahre war die verschlüsselte Kommunikation und der absolute Informantenschutz Grundvoraussetzung. Frederik Obermaier von der Süddeutschen Zeitung hat mit dem Whistleblower der Panama Papers über Wochen verschlüsselt kommuniziert. Seine Enthüllungen wären ohne diesen Schutz nicht möglich gewesen.

Frederik Obermaier, Investigative Recherche, Süddeutsche Zeitung: „Ich hab in der Vergangenheit mit vielen Quellen gearbeitet, die nicht nur um ihren Job gefürchtet haben, sondern auch zum Teil um ihr Leben gefürchtet haben. Was ich jetzt in Deutschland sehe mit dem geplanten Gesetz, macht mir Angst. Weil ich da schon sehe, dass das ein Angriff auf die Pressefreiheit ist. Ich kann künftig Quellenschutz nicht mehr gewährleisten. Deswegen muss sich auch jeder Abgeordneter und jede Abgeordnete, die diesem Gesetzesvorschlag zustimmt, auch klar sein, dass sie damit einen Angriff auf die Pressefreiheit in Deutschland unterstützt.“

Denn ohne Quellenschutz keine Enthüllungen. Auch das Lesen und Durchsuchen aller Dokumente auf unseren Computern und Handys wollte der Innenminister den Geheimdiensten erlauben, diese Regelung ist auf Druck der SPD nun offiziell gestrichen. Die Sache hat nur einen Haken. Ist die Spionage-Software erstmal auf dem Gerät, haben die Beamten technisch gesehen, leichtes Spiel.

Constanze Kurz, Informatikerin und Autorin netzpolitik.org e. V.: „Das ist eben nicht nur spionieren, sondern auch manipulieren, auch Kommunikation unterbrechen, eine Kommunikation verändern, Dateien auf einen Computer raufspielen, Dateien von einem Computer löschen. Also das Missbrauchspotential ist enorm.“

Frederik Obermaier, Investigative Recherche, Süddeutsche Zeitung: „So geht das in meinen Augen nicht, weil wir damit einem Geheimdienst viel zu viel Macht auferlegen und wir in der Vergangenheit ja leider schon sehen mussten, dass Geheimdienste auch in Deutschland Macht, die man ihnen gegeben hat, auch oftmals missbraucht haben.“

aus: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/pressefreiheit-136.html

Kriegsministerin AKK und ihr rechtes Großmachtsgelaber

Annegret Kramp-Karrenbauer
„Wer das nicht will, soll zur Fremdenlegion gehen“


ZEIT ONLINE: Frau Kramp-Karrenbauer, was hat Sie gereizt am Amt der Verteidigungsministerin?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Zwei Dinge. Die Begegnungen mit den Soldatinnen und Soldaten selbst, da kann ich direkt anknüpfen an meine Zeit als Innenministerin. Und mich treibt die Frage um, wie sich Deutschland in der Welt künftig aufstellen muss. Was bedroht uns? Wie können wir stark sein? Das sind Fragen, die bei uns nie besonders offensiv diskutiert werden. Es ist höchste Zeit, das zu tun.

ZEIT ONLINE: Woher kommt dieses merkwürdige Desinteresse an strategischen Fragen eigentlich?

Kramp-Karrenbauer: Nach dem Ende des Kalten Krieges waren wir lange in der glücklichen Lage, nur von Freunden umgeben zu sein. Jetzt spüren wir deutlich, dass 1989 nicht das Ende der Geschichte war. Stattdessen erleben wir Konflikte zwischen den USA und China, die uns Europäer immer schroffer mit der Frage konfrontieren, was wir für unsere Werte und unsere Lebensart zu tun bereit sind. Wenn wir uns als Europäer behaupten wollen, geht es nur gemeinsam. Es wird von Deutschlands Führung erwartet, nicht nur als Wirtschaftsmacht. Es geht um kollektive Verteidigung, es geht um internationale Einsätze, es geht um einen strategischen Blick auf die Welt, es geht letztlich um die Frage, ob wir die globale Ordnung aktiv mitgestalten wollen.

ZEIT ONLINE: Stichwort „Von Freunden umgeben“ – spätestens mit der Annexion der Krim war es mit dieser Sicht auf unsere Lage doch vorbei, oder?

Kramp-Karrenbauer: Die russische Führung vertritt ihre Interessen – woher auch immer historisch abgeleitet – sehr aggressiv. Im Zweifel setzt sie sich über das Selbstbestimmungsrecht anderer Staaten hinweg, was mit unserer Nachkriegsordnung und unseren Werten unvereinbar ist. Wir brauchen eine vernünftige Nachbarschaft mit Russland, wir gehen auf die russischen Menschen zu. Dem Anspruch der jetzigen russischen Führung müssen wir gleichzeitig eine klare Haltung gegenüberstellen: Wir sind wehrhaft und im Zweifel auch dazu bereit, uns zu wehren. Wir sehen, was Russland tut, und lassen der russischen Führung das nicht durchgehen.

ZEIT ONLINE: Aber was kann die Bundeswehr da ausrichten?

Kramp-Karrenbauer: Als Nato- und EU-Land in der Mitte des Geschehens brauchen wir den 360-Grad-Blick. Wenn man sich anschaut, wer in der Reichweite der russischen Raketen in Europa liegt, dann sind das nur die mittel- und osteuropäischen Staaten und wir. Auch deshalb sehen uns viele dieser Staaten als einen wichtigen Partner zum Anlehnen, der ihre Interessen im Blick hat. Wir werden in unserer EU-Ratspräsidentschaft an einer gemeinsamen Bedrohungsanalyse arbeiten. Denn wir müssen Abwehrsysteme entwickeln. Nehmen Sie die Luftverteidigung: Da geht es zunehmend auch um Drohnen, KI-gesteuerte Drohnenschwärme oder um Hyperschallwaffen.

ZEIT ONLINE: Kameradschaft, Krieg, Sterben für sein Land, jemanden töten – all das kommt in der öffentlichen Selbstdarstellung der Bundeswehr praktisch nicht vor. Es kommt überhaupt in der postheroischen Gesellschaft wenig vor. Woher nehmen die Soldaten dann ihre Orientierung in solchen Situationen?

Kramp-Karrenbauer: Wir sind eine Armee. Wir sind bewaffnet. Im Zweifelsfall müssen Soldaten auch töten. Anders als früher sind heute gefährliche Auslandseinsätze üblich. Wer zur Bundeswehr geht, weiß das. Das gehört auch zu dem, was ich unter wehrhafter Demokratie und starkem Europa verstehe.

ZEIT ONLINE: Gehen die Rechtsextremen da vielleicht in eine emotionale Lücke rein, für die eine postheroische Gesellschaft einfach keine eigene Sprache hat?

Kramp-Karrenbauer: Der absolut überwiegende Teil der Bundeswehr kommt aus der Mitte der Gesellschaft und steht aktiv für unsere Verfassung ein. Es gibt ein ausgeprägtes Gefühl für Kameradschaft – was die Bundeswehr im Übrigen ja auch gerade für junge Leute attraktiv macht. Die Idee einer allgemeinen Dienstpflicht findet auch deshalb bei so vielen Zustimmung, weil sie nach etwas Bedeutungsvollem suchen, was sie mit anderen verbindet. Ich werde nicht zulassen, dass positive Begriffe wie „Kameradschaft“ und „Patriotismus“ von Rechten gekapert werden.

aus: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-07/annegret-kramp-karrenbauer-verteidigungsministerium-bundeswehr/komplettansicht

Zündlumpen: „Eine Verschwörung und ihre eifrigen Verschwörer*innen“

28.05.2020
Einige unbequeme Gedanken über die Pandemie, Verschwörungstheorien, den Staat, die Medien und einige – gar nicht besonders radikale – Linke

Anlässlich des staatlich verordneten Ausnahmezustands der letzten Wochen und Monate unter dem Vorwand der Pandemie schienen sich die Geister zu scheiden in jene, die sich brav unterwarfen, die staatlichen Maßnahmen mittrugen und teilweise gar für deren Einhaltung sorgten und jene, die Widerstand gegen diese Bevormundung leisteten. Nun, da der Ausnahmezustand zwar nicht aufgehoben wurde, jedoch zunehmend weniger Beachtung bei den Menschen findet und der Staat selbst nach einem Weg zu suchen scheint, sich der eigenen Verordnungen möglichst unauffällig zu entledigen, scheint es mir an der Zeit die Bruchlinien, die hier zutage traten nachzuzeichnen und zu vertiefen, in der Absicht unendliche Feindschaft zu schüren, all jenen gegenüber, die sich im Angesicht der Pandemie auf die Seite des Staates stellten.

Die Corona-Verschwörung

Verschwörungen haben ja in der Regel etwas Heimliches. Wenn von einer Verschwörung die Rede ist, dann stellt sich eine*r vor, dass sich irgendwo im Kerzenschein einige Individuen zu etwas verabreden, was mensch offen nicht besprechen kann. Wenn ich diesen Maßstab anlege, dann fällt es schwer, die Quarantänisierung und Einsperrung von mehr als der Hälfte der auf der Erde lebenden Menschen als Verschwörung zu bezeichnen, denn immerhin wurden nicht nur die entsprechenden Dekrete und Verordnungen öffentlich erlassen, sondern auch die Absicht diese zu erlassen wurde offen kommuniziert und es ist auch nicht so gewesen, dass sich zuvor irgendwer erst noch die nötige Macht hätte verschaffen müssen, im Gegenteil, allesamt waren es gewählte Repräsentant*innen, die den Befehl gaben, ihre Bürger*innen zuhause einsperren zu lassen. Es ist die Demokratie, die ihre Bürger*innen einsperren lässt und die Kritik, dass sich die Demokratie in eine Diktatur verwandeln würde, vermag ich nicht wirklich nachzuvollziehen. Also wo ist hier die Verschwörung?

Und doch gibt es sie, die Verschwörung. Keine im Kerzenschein getroffene Vereinbarung zum Staatsstreich, aber eine bestimmte Form der Gleichschaltung von Wissenschaft, Medien, Staaten und all ihren Apologet*innen. Als verkündet wurde, dass das populäre Coronavirus Deutschland erreicht hatte, da schien quasi über Nacht klar geworden zu sein, welche Haltung mensch zu vertreten hatte. Vorangegangene Diskussionen darum, ob das Virus nun wie eine Grippe sei, ob eine Pandemie durch autoritäre staatliche Maßnahmen bekämpft werden solle, ja sogar ob das Tragen eines Mundschutzes sinnvoll sei, sie alle waren beiseite gewischt. Plötzlich war alles klar. Es war so, wie dieser Drossel, nein Drosten auf seine paternalistische Art im Fernsehen erklärte. Und das absurde: Wenn er zwei oder drei Wochen später das Gegenteil von dem sagte, was er vorher gesagt hatte, dann war es ebenso klar, dass seine Sicht der Dinge die Richtige war. Seine, die vom Robert-Koch-Institut und die der Regierung im Allgemeinen. Wer es da noch wagte, eine andere Meinung zu vertreten, die*der wurde mundtot gemacht. Durch „Faktencheks“ in den Medien, die ganz unverholen die Fakten vielmehr verdrehten, als zu beleuchten oder einfach vom Thema ablenkten, um eine ganz andere, gar nicht in den Raum gestellte Behauptung zu wiederlegen, durch die angesehene(re)n Wissenschaftler*innen des RKI und der Charité Berlin, so wie das im wissenschaftlichen Diskurs oft gängige Praxis ist, aber auch durch alle möglichen Apologet*innen der staatlichen Seite, darunter auch viele „radikale Linke“, die so absurde Argumente wie „das ist eine Frage der Solidarität“ (sich an Ausgangs- und Kontaktsperren zu halten) entwickelten bzw. übernahmen, um denjenigen ein schlechtes Gewissen einzureden, die trotz der Mär von der ach so tödlichen Pandemie nicht darauf verzichten wollten, zu leben.

Wir haben es hier also mit einer Verschwörung zu tun, deren Verschwörer*innen sich nicht notwendigerweise abgesprochen haben – was ich aber zugleich bei einigen nicht ausschließen würde –, sondern durch eine gemeinsame Ideologie und das geheime Verlangen anderen ihre Vorstellungen aufzuzwingen geeint werden. Mensch muss das freilich nicht „Verschwörung“ nennen, es gibt einen anderen Begriff dafür: Demokratie. Continue reading

Podcast: Serie in fünf Teilen Oury Jalloh, Mai/Juni 2020

Ein Asylbewerber aus Afrika verbrennt 2005 im Polizeigewahrsam. Der an Händen und Füßen Gefesselte habe sich selbst angezündet, behaupten die Beamten. 15 Jahre lang scheitert die Justiz trotz mehrfacher Anläufe daran, den Fall aufzuklären – und macht ihn damit zum Politikum.

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-tiefenblick/oury-jalloh/index.html

Folge 1: Kaum eine Stunde nach der Entdeckung der verkohlten Leiche haben sich die Verantwortlichen der Dessauer Polizei festgelegt: Der Mann in der Zelle soll sich selbst angezündet haben. Sie werden an dieser Version festhalten; über viele Jahre und Gerichtsverhandlungen hinweg, gegen jede Logik und immer neue Indizien. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Folge 2: Unter öffentlichem Druck lässt die Strafverfolgungsbehörde das Feuer rekonstruieren – ohne Brandbeschleuniger ist es nicht zu erklären. Ein Leitender Oberstaatsanwalt will wegen Mordverdacht ermitteln – und wird von seinem Vorgesetzten ausgebremst. Neue Erkenntnisse kommen ans Licht – Oury Jalloh muss vor seinem Tod schwer misshandelt worden sein. Beamte berichten anonym, wie autoritäre Strukturen und brutale Polizeitraditionen fortleben.
Folge 3: Der asylsuchende Oury Jalloh war nicht der erste Tote in und um das Dessauer Polizeirevier. Die Autorin klappt längst geschlossene Akten wieder auf und begibt sich mit Kriminalisten und Forensikern auf Spurensuche – Dabei stößt sie auf erschreckende Parallelen zum aktuellen Fall.
Folge 4: Rechtsradikalismus und Rassismus sind keine Besonderheiten Dessaus. Doch Hinweise auf solche Tendenzen – auch innerhalb der Polizei – waren hier nicht gern gesehen. Die Autorin fragt, welche Strukturen Korpsgeist und dem Decken von Gewalt Vorschub leisten – und immer wieder zu Opfern auch anderswo führen.
Folge 5: Aufwendige Ermittlungen gegen einen staatlichen Apparat oder Einstellung des Verfahrens? Vor diese Alternative gestellt entscheidet sich die Generalstaatswaltschaft von Sachsen Anhalt für Letzteres. Und das oberste Gericht folgt ihr. Die Selbstmordthese wird wieder belebt – und die Uhr 15 Jahre zurückgedreht. Im Landtag wird die Frage laut, was für den Rechtsstaat schlimmer sei – Dass Polizisten einen Menschen verbrennen , oder dass es herauskommt?