Polizeifreie Zone in Seattle geschaffen, super. Übrigens Schreckgespenst Anarchie, Anarchie bedeutet eine Ordnung ohne Herrschaft, tja Freiheit in Verbundenheit macht vielen Angst

Hippie-Zone oder „gesetzloser Staat“?

In Seattle haben Teilnehmer der Proteste gegen rassistische Gewalt eine „polizeifreie Zone“ geschaffen. Was einige als Sozialexperiment sehen, löst bei anderen Angst vor Anarchie aus.

Zu Beginn der landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus war die Stimmung in der Westküsten-Stadt Seattle eher angespannt. Noch vor einer Woche lieferten sich Demonstrierende teilweise Straßenschlachten mit der Polizei, vor allem im Szeneviertel Capitol Hill.

Bürgermeisterin Jenny Durkan versuchte die Situation zu deeskalieren, indem sie dort eine Polizeistation räumen ließ. Die Demonstrierenden nutzten dies: Sie riegelten sechs Blocks in dem Viertel mit Barrikaden ab und erklärten das Gebiet zur autonomen, polizeifreien Zone.

Journalisten vor Ort beschreiben die Stimmung seitdem als friedlich. Videos aus der sogenannten autonomen Zone zeigen Würstchenstände und Tanzveranstaltungen. Mehrere Zelte wurden dort aufgestellt, Obdachlose leben an der Seite von Demonstrierenden. Ein Gemüsegarten wurde angelegt, es gibt dort Filmvorführungen und Lesungen.

Das selbst erklärte Ziel der Besetzer: Die Zone sei ein Experiment, das zeigen soll, wie ein Mikrokosmos ohne staatliche Gewalt funktionieren könnte. „Es ist so schön hier, und wir haben nicht einfach nur Spaß. Dieses Gebäude wandeln wir vielleicht in ein Gemeindezentrum um, machen einen Markt auf, das ist eine coole, eine sichere Zone“, erzählt ein Bewohner.

Trump droht bereits mit der Nationalgarde

„Defund the Police“, ist eine der Forderungen vieler Demonstranten – übersetzt bedeutet es etwa: der Polizei die Finanzierung entziehen, Mittel einkürzen, die die Polizei von der Stadt bekommt.

Bürgermeisterin Durkan spricht von „Summer of Love“

Die Deutungen, was die autonome Zone ist und was nicht, geht weit auseinander. Journalisten der Lokalzeitungen vor Ort beschreiben eher ein positives Bild und heben die gute Stimmung hervor.

Fox sprach in der Berichterstattung immer wieder von einer „anarchischen Zone“. Außerdem veröffentlichte der Sender Bilder, die offenbar bewusst digital verändert wurden, um die Szenerie vor Ort gewalttätiger erscheinen zu lassen. Beispielsweise wurde in ein Foto eines zertrümmerten Schaufensters das Bild eines bewaffneten Mannes hineinkopiert. Der Sender hat sich mittlerweile zu dem Fehler bekannt und entschuldigt, man habe hier die ethischen Standards für Nachrichtenorganisationen verletzt.

aus: https://www.tagesschau.de/ausland/seattle-autonome-zone-107.html

Seattles neue Selbstsicherheit

Sie zelten auf Parkflächen, organisieren Open-Air-Kinos, veranstalten Konzerte und Workshops gegen Gentrifizierung. Immer wieder versammeln sie sich zu Kundgebungen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Seit Tagen haben mehrere Hundert Menschen Teile von Capitol Hill, einem Stadtteil von Seattle, Washington, für besetzt erklärt. C.H.A.Z. (kurz für „Capitol Hill Autonomous Zone“) nennen die Besetzer:innen diese Zone.

Im Fall Seattle und der autonomen Zone hatten rechte Medien zugleich Berichte verbreitet, die von gewaltbereiten und bewaffneten Anarchist:innen und Antifa-Anhänger:innen in dem Gebiet sprachen, von Gewalt gegen Polizist:innen, von absichtlich gelegten Feuern in der Polizeistation, von Vergewaltigungen und Überfällen.

Die Bürgermeisterin von Seattle, Jenny Durkan, widersprach in einem Interview mit CNN den Aussagen Trumps. „Das Ganze hat eher eine Straßenfest-Atmosphäre als eine bewaffnete Übernahme oder eine Militärjunta.“

In Berichten aus C.H.A.Z., die über Twitter verbreitetet werden, wird nach freiwilligen Helfer:innen gesucht, die Essen ausgeben oder beim Ausbau des Camps unterstützen. Und es wird zu weiteren friedlichen Demonstrationen aufgerufen. Nicht nur gegen Rassismus und Polizeigewalt, sondern auch gegen hohe Mieten und für alternative Lebenskonzepte. „Dieser Ort gehört nun den Menschen von Seattle“, ist auf Plakaten der Demonstrant:innen zu lesen. Wie lange das so bleibt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

aus: https://taz.de/Capitol-Hill-Autonomous-Zone/!5689540/